Die Wülfrather AWO hat schon zur letzten Kommunalwahl Wahlprüfsteine herausgegeben, mit denen die Kandidaten für das Bürgermeisteramt zu ihren sozialpolitischen Ansichten und Vorhaben befragt wurden.

Auch vor diesen Kommunalwahlen sind die Kandidaten befragt worden. Unten können sie die Fragestellungen und die Antworten von Christian Wolf, dem Kandidaten von SPD und Bündnis 90/die Grünen, sowie von Sebastian Schorn, dem Kandidaten von CDU und der Wülfrather Gruppe, nachlesen.

Die AWO freut sich, das beide Kandidaten zugesagt haben, zum Frühstück in die AWO zu kommen: Sebastian Schorn am Dienstag,den 19.08. um 9:30 und Christian Wolf am Dienstag. den 2.9. um 9:30 Uhr. Wer an den Früstücken teilnehmen möchte, sollte sich bitte anmelden, damit unser Ehrenamtsteam planen kann. Das Frühstück kostet 8 Euro.

Am Donnerstag, den 28. August 2025 um 19:00 Uhr werden dann beide Kandidaten sich den Fragen der Wülfratherinnen und Wülfrather stellen.  Bei der Podiumsdiskussion unter Leitung des AWO-Vorsitzenden Peter Zwilling, sollen die Wülfrather Bürgerinnen und Bürger nach inhaltlichen Eingangsstatements die Kandidaten befragen dürfen. Zur Podiumsdiskussion müssen keine Anmeldungen abgegeben werden.

Die Bürgermeisterkandidaten

Sebastian Schorn

Ich bin Sebastian Schorn, 51 Jahre alt und kandidiere bei der Kommunalwahl am 14. September 2025 als gemeinsamer Bürgermeisterkandidat der CDU Wülfrath und der Wülfrather Gruppe.

Christian Wolf

Christian Wolf ist 48 Jahre alt und wohnt mit seiner Familie in Wülfrath. Er ist Mitglied bei der SPD. Er ist engagiert u.a. bei „Wülfrather Ideenräume“ (WIR), „Wülfrath zeigt Haltung“. Beruflich ist er aktuell als Finanzdezernent an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf tätig.

Wahlprüfsteine der Wülfrather AWO zur Kommunalwahl 2025
Fragestellungen

Neue Wohnungen in Wülfrath. Das muss mehr werden.
Soziale Gerechtigkeit

Welche Maßnahmen sehen Sie, um das Thema Einsamkeit und deren Folgen zu bekämpfen?

Insgesamt sehe ich bei dem Thema Einsamkeit die vielen ehrenamtlich Engagierten, wie die AWO, die Seniorenvertretung, die Bürgervereine, Kirchengemeinden und Glaubensgemeinschaften, aber auch Kitas und Schulen als starke Partner an. Ähnlich wie beim Thema „Kinderarmut“ gilt es ein Netzwerk nachhaltig aufzubauen und bedarfsorientiert zu entwickeln. Kommunikation und Vernetzung stellen für mich die Grundlage dar. Dabei spielt Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger eine wesentliche Rolle. Als mögliche Maßnahmen sehe ich Patenprojekte in den Stadtteilen, Angebote zwischen Jugendförderung/Kitas mit der Seniorenbegegnungsstätte oder Seniorenheimen (wie seinerzeit das Projekt „Pinsel im Kühlschrank“), Räume schaffen für Begegnungen, aber auch Mehrgenerationenwohnen zu ermöglichen bzw. dafür zu werben. Die laufende Initiative der AWO „Wir gegen Einsamkeit“ ist bereits ein wichtiger Ansatz. Die daraus entwickelten Ideen werde ich als Bürgermeister mit den Mitarbeitenden nach Kräften unterstützen.


Das wichtigste hierzu ist die Stärkung der städtischen Gemeinschaft. Je mehr und enger die Menschen der Stadt über alle Generationen und Gruppen hinweg gemeinsam ihre Freizeit gestalten und an der Stadtentwicklung arbeiten, desto weniger gibt es Einsamkeit. Das ist das erste und wichtigste “W” in meinem Programm der “5W für Wülfrath”. Das WIR. Dazu sollten wir auch Orte und Institutionen fördern und schaffen, die solche Aktivitäten anbieten, wie die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Wülfrather Ideen Räume (WIR-Haus), die Kirchen und die Vereine. Ich würde gerne auch die Einrichtung von Gemeinschaftszentren an Schulen prüfen, um mehr Begegnung zwischen Jung und Alt zu fördern.

Wie wollen Sie in Wülfrath mehr bezahlbaren Wohnraum fördern, insbesondere für Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen?

Das Wülfrath mehr Wohnraum benötigt ist unstrittig! Als Bürgermeister werde ich mich verstärkt dafür einsetzen, bei der städtischen Tochtergesellschaft GWG und Bauträgern für bezahlbaren Wohnungsbau zu werben. Hierzu gehört auch die fachliche Begleitung durch das Baudezernat und eine zügige Bearbeitung von Bauanträgen. Grundsätzlich sind die Länder für die Gesetzgebung und Umsetzung von sozialer Wohnraumförderung zuständig. Sie legen die Föderrichtlinien fest und verwalten die Fördermittel.


Einerseits mit entsprechenden freiwilligen Verabredungen bei Wohnungsbauprojekten und über das Bauen mit der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Wülfrath (GWG), andererseits auch, soweit dazu eine Ratsmehrheit möglich ist, durch das Festlegen einer Quote für den sozialen Wohnungsbau bei Neubauprojekten.

Welche lokalen Maßnahmen planen Sie zur Bekämpfung von Armut, insbesondere Kinderarmut?

Es besteht seit vielen Jahren ein starkes Netzwerk gegen Kinderarmut mit allen wichtigen Akteurinnen und Akteuren rund um Kinder, Jugendliche und Familien, das über die Präventionsfachkraft des Jugendamtes koordiniert wird. Daraus entstanden sind beispielsweise die regelmäßigen Armutskonferenzen, kostenfreie Leseausweise für alle Kinder und Jugendlichen, das Familienbüro mit seiner breiten Angebotspalette oder auch aktuell das Projekt „Next Level“, in dem Jugendlichen im Übergang Schule und Beruf gut begleitet werden sollen. Mit ist es wichtig mit allen Netzwerkpartnerinnen und Netzwerkpartnern bedarfsgerecht und kontinuierlich weiterzuarbeiten. Ich bin froh darüber, dass dieser Bereich durch Unterstützung von Spenden, Sponsoring und der Initiative „Wülfrather Kinder in Not“ so großartig gestaltet wird. Als Bürgermeister werde ich mich weiterhin für diese wichtige Aufgabe einsetzen.


Mehr Geld kann eine Kommune den Familien leider nicht besorgen. Ich sehe hier also keine direkten Einflussmöglichkeiten der Stadt und des Bürgermeisters bei der Bekämpfung von Armut. Der Rat der Stadt kann jedoch für Entlastungen von sozial schwächeren Familien sorgen, z.B. durch die Anpassung der Kita Gebühren. Hier müssen die Sätze immer wieder auf soziale Verträglichkeit geprüft werden. Und bei dieser Prüfung unterstützt die Verwaltung. Wo die Stadt direkt etwas tun kann, ist bei der gesellschaftlichen Teilhabe, z.B. durch ermäßigte Eintrittspreise in Schwimmbäder und für die Medienwelt. Als Bürgermeister würde ich einen ganzheitlichen Ansatz wählen und generell auf eine verträgliche und möglichst ausbalancierte Verteilung von Lasten für die Stadtgesellschaft achten.

Wie setzen Sie sich dafür ein, dass Seniorinnen, Senioren und andere vulnerable
Gruppen niedrigschwellige und wohnortnahe Bildungsangebote erhalten? Z.B. im
Bereich der digitalen Kompetenzen, Gesundheitsbildung sowie gesellschaftlicher und
sozialer Teilhabe?

Die Digitalpaten, die bei der AWO angebunden sind sowie das ZWAR-Netzwerk, aber auch die vielfältigen Angebote der VHS, unter anderem auch zur Pflege, sind wesentliche Bausteine. Auch hier geht es um Kommunikation, Abstimmung, Vernetzung und bedarfsgerechte Weiterentwicklung, die ich gerne mit den Fachämtern der Verwaltung unterstützen möchte. Zudem ist mit anderen Kooperationspartnerinnen und -partnern in den Stadtteilen zu prüfen, welche Angebote auch vor Ort, z.B. in den Kirchengemeinden oder Vereinen angeboten werden können, um den Zugang für Seniorinnen und Senioren zu erleichtern.


In erster Linie durch die Stärkung von vorhandenen Strukturen wie Volkshochschule (VHS), Arbeiterwohlfahrt (AWO), WIR-Haus und viele mehr, die bereits solche Angebote machen. Diese Institutionen dürfen und nicht mangels Engagement und Ressourcen wegbrechen. Des Weiteren sollten außerschulische Bildungsangebote wie die Wülfrather-Medien-Welt (WMW) erhalten bleiben. Und allgemein gesprochen würde ich mich zunächst mal mit der Seniorenvertretung und auch in den Altenheimen umhören und schauen, wie die Bedarfe sind und was man über das bestehende Angebot hinaus tun sollte

Die Schulstraße mit Jugendhaus, VHS, KiTa und AWO. Angebote der kurzen Wege
Kinder, Jugend und Familien
Wie setzen Sie sich für den bedarfsgerechten Ausbau und die Qualitätssicherung der
Offenen Ganztagsschulen (OGS) ein?

Die Verwaltung ist schon heute im Austausch über die weitere Planung mit den Schulen, den OGS-Trägern, der Schulaufsicht, den Elternvertretungen und den politisch Verantwortlichen. Zur Umsetzung des anstehenden Rechtsanspruches ab August 2026 wird ein 80%iger Ausbau angestrebt. Ich möchte den räumlichen Ausbau und die sachgerechte Ausstattung vorantreiben. Die fachliche Ausgestaltung werden die Fachämter gemeinsam mit allen Verantwortlichen vorantreiben. Dabei ist mir die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern, Eltern- und Schulvertretungen wichtig.


Das ist eine Frage der Gesamtplanung aller Betreuungsangebote einer Stadt. Zunächst mal muss der Bedarf erhoben werden (es gibt eine KiTa-Planung und eine Schulentwicklungsplanung) und Qualität muss definiert werden. Hier ist einerseits erstmal der Gesetzgeber gefordert, das Land NRW. Andererseits sollte mit den Betroffenen zusammen (wie im Jugendamtselternbeirat – JAEB) besprochen werden, welche Strukturen sinnvoll sein könnten. Daher müssen im nächsten Schritt alle Beteiligten an einen Tisch. Der Ausbau der OGS ist für den Standort Wülfrath und seine Attraktivität, gerade für junge Familien, sehr wichtig. Ohne solche Angebote werden wir keinen verstärkten Zuzug von Familien erleben.

Welche Schritte planen Sie, um weitere Kitas in freier gemeinnütziger Trägerschaft
(z.B. durch die AWO) auskömmlich finanziell auszustatten

Die Ausbauplanung der Tagesbetreuung ist bedarfsorientiert voranzubringen. Die Finanzierung ist gesetzlich geregelt. Um die Trägervielfalt erhalten zu können müssen wir alles dafür tun, dass eine auskömmliche Finanzierung gewährleistet werden kann. Für weitere Kitas werde ich vorschlagen, ein Trägerauswahlverfahren durchzuführen und ggf. mit Investoren ins Gespräch zu kommen. Hier ist neben der fachlichen Konzeption sicherlich auch auf die finanzielle Stabilität des zukünftigen Trägers zu achten.


Zunächst ist auch hier der Bedarf zu prüfen und zu klären, was auskömmlich meint und welche Mittel die Stadt beitragen kann. Es gibt bereits Defizitausgleiche der Stadt für freie Träger. Sollten trotzdem noch Mittel fehlen, müssen diese entsprechend im Haushalt bereitgestellt werden. Dazu braucht es einen Beschluss des Rates, für den ich werben würde. Wichtig ist auch, dass die finanzielle Unterstützung der Kitas in freier Trägerschaft wiederum ins Gesamtkonzept der Stadt passt.

Welche Anreize können Sie sich vorstellen, mit denen der Fachkräftemangel in den
Kindertagesstätten entgegengewirkt werden kann?

Dem Fachkräftemangel können wir vor Ort durch verstärkte eigene Ausbildung (z.B. PIA) und die Anwerbung von qualifizierten Fachkräften, auch Zugewanderten, gemäß Fachkräfteverordnung begegnen. Hier möchte ich gemeinsam mit den anderen Trägern von Kitas gezielt in den Austausch und die Werbung als attraktive Arbeitgeberin gehen. Auf die tarifliche Eingruppierung der Fachkräfte oder die Absenkung der Betreuungsschlüssel haben wir als Kommune leider keinen unmittelbaren Einfluss.


In erster Linie muss die Arbeitgeberattraktivität der Kitas erhöht werden. Das liegt in der Hand der Träger, aber auch der KiTa Leitungen. Flexible Arbeitszeiten sind z.B. sehr gefragt, vertragen sich aber nicht gut mit dem Kita-Alltag. Hier helfen nur Gespräche und Abstimmung zwischen Trägern und Kita-Leitungen. Zu prüfen wäre die Einführung eines Springermodells, wie es einige Städte bereits haben, damit Engpässe in den KiTas ausgeglichen werden können. Zudem liegt hier eine Aufgabe des Landes NRW: Die Ausbildungsordnungen und Ausbildungskapazitäten müssen dringend den Erfordernissen angepasst werden.

Mobilität verbessern, auch mit einem Bürgerbus wie in Mettmann
Pflege, Gesundheit und Senioren
Wie unterstützen Sie den Ausbau kommunaler Pflegeinfrastruktur, insbesondere die
Schaffung von Quartiersprojekten zur besseren medizinisch-pflegerischen
Versorgung älterer Menschen? Haben Sie in Ihrer Planung die Einstellung einer
Community Health Nurse (erste Ansprechpartner für Menschen mit chronischen-
oder Mehrfacherkrankungen, Behinderung oder Pflegebedarf) bedacht?

Grundsätzlich ist der Kreis für die Pflegeplanung zuständig. Dazu möchte ich zukünftig weiter mit diesem die Kommunikation zu unseren örtlichen Bedarfen gehen. Mir ist sehr daran gelegen auch im Bereich der Pflege gemeinsam mit allen Partnerinnen und Partnern den Pflegeberuf zu bewerben. Als Ansprechpartner der Stadt für die Pflegeinfrastruktur vor Ort ist der Soziale Dienst des Sozialamtes bekannt und wird gut genutzt. Daneben ist die Kranken- und Pflegeversicherung mit ihrem Netz Ansprechpartner für chronisch oder mehrfach Erkrankte. Um bedarfsgerechte Quartiersprojekte zu entwickeln ist aus meiner Sicht die weitere Vernetzung und der gemeinsame Austausch unerlässlich. Zu prüfen wäre, ob ein Modell von zu schulenden, ehrenamtlichen Stadtteilpaten, die die Aufgabe einer ersten Ansprechperson quasi als Lotsin / Lotse übernimmt, möglich ist. Ggf. könnten hier auch die Pflegekassen unterstützen und eingebunden werden.


Eine kommunale Pflegeinfrastruktur sollte zunächst mal alle nötigen Informationen für die Betroffenen bereithalten. Beratungsstellen und Lotsen können eine erste Anlaufstelle sein und unterstützen, durch den Dschungel der Pflegeangebote zu kommen. Des Weiteren sind die bestehenden Angebote der privaten und kirchlichen Einrichtungen und der Vereine zu unterstützen, z.B. auch für mehr körperliche Bewegung. Manche Städte bieten eine „PflegeCard“ an, mit der Angehörige Rabatte bei Geschäften, Schwimmbädern, Veranstaltungen oder kommunalen Angeboten bekommen – als Zeichen der Wertschätzung und zur finanziellen Entlastung. Dies werde ich prüfen lassen.

Welche Maßnahmen planen Sie, um pflegende Angehörige in Ihrer Kommune
konkret zu entlasten?

Der bisher beschrittene Weg ist der richtige Ansatz. Die verschiedenen Angebote bei den Kirchengemeinden, der AWO, dem DRK, den Vereinen sowie die ambulante Pflege und die Tagespflege unterstützen dabei, Seniorinnen und Senioren und damit auch pflegende Angehörige zu entlasten. Ein aufsuchender Ansatz und die Schaffung von Räumen zum Austausch für pflegende Angehörige können diese, neben den bestehenden Angeboten der Pflegekasse, entlasten.


Auch für die pflegenden Angehörigen ist die einfache Auffindbarkeit von Informationen und Unterstützungsangeboten essentiell und der erste Schritt. Die bereits bestehenden Informations- und Beratungsangebote müssen aufrechterhalten und weiter ausgebaut werden, bspw. Die Demenzberatung der Stadt und bei der AWO. Wichtig sind auch Informationen über mögliche Kurzzeit- oder Verhinderungspflege, damit Angehörige Auszeiten nehmen können. Zudem die Vermittlung von haushaltsnahen Hilfen (Putzen, Einkaufen, Fahrdienste), die durch kommunale Unterstützung oder Kooperationen erleichtert werden können.

Wie wollen Sie, unter Berücksichtigung des demografischen Wandels, eine
bedarfsgerechte Sorgestruktur entwickeln und ausbauen?

Hierzu halte ich als wesentlicher Schritt eine Bedarfsabfrage bei der Generation 60 plus grundsätzlich für sinnvoll. Die Ergebnisse können dann im Zusammenspiel mit allen relevanten Stellen ausgewertet und notwendige Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.


In erster Linie ist auch hier wieder der Gesamtblick wichtig und ein “sich kümmern”. Eine alternde Gesellschaft bringt neue Herausforderungen mit sich, auf die wir gemeinsam als Stadtgesellschaft Antworten finden müssen. Das ist nicht einfach und das ist anstrengend. Daher machen wir das am besten zusammen und unter Einbindung der Betroffenen aller Generationen und all derer, die einen Teil dieser Sorgestruktur leisten können. Wie so vieles ist auch dies eine Aufgabe, die eine Stadtverwaltung nicht alleine stemmen kann. Konkret denkbar ist zum Beispiel eine Attraktivierung der pflegenden Tätigkeiten vor Ort. Ich würde die Einrichtungen fragen: Was wird gebraucht bei den Pflegediensten und Heimen? Was kann die Stadt tun, um die Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten? Kann die Stadt ggf. bei der Suche nach Wohnraum für Pflegekräfte unterstützen?

Welche Maßnahmen können Sie sich vorstellen Menschen wieder mobiler zu
machen?

Ich würde mir sehr wünschen, dass das Projekt Bürgerbus umgesetzt werden kann. Zudem könnte ich mir „Mitfahrbänke“ als ein niederschwelliges Angebot von und in die Stadtteile, unabhängig vom ÖPNV, vorstellen. Außerdem müssen wir im Bereich des Straßenausbaus darauf achten, dass dieser ausreichend barrierefrei gestaltet wird, damit Seniorinnen und Senioren und Personen mit einem Handicap sich weiterhin im Stadtgebiet gut bewegen können.

Es gehören gut begehbare Straßen und Plätze dazu, Angsträume und Stolperfallen sind zu beseitigen. Konkret können an vielen Stellen in der Stadt Bürgersteigkanten abgesenkt werden. Insgesamt muss die Infrastruktur funktionieren und in Ordnung sein. Und das ist generell wichtig für die Attraktivität der Stadt. Des Weiteren sollten bestehende Angebote sichtbarer gemacht werden: Workshops zum rückenschonendem Heben, Umgang mit Demenz, Ernährungsberatung und vieles mehr.

Gut für die Mobilität der Älteren wäre auch das Projekt Bürgerbus, für das ich mich einsetzen will.

Was kann die Stadt gemeinsam mit dem Kreis tun, um „Wohnen im Alter“
quartiersnah bezahlbar und attraktiver zu machen, um dadurch auch für eine
Entzerrung auf dem Wohnungsmarkt zu sorgen?

Es gilt für alle Wülfratherinnen und Wülfrather möglichst entsprechende Angebote zu schaffen. Die Stärkung des bezahlbaren Wohnungsbaus hat hier eine zentrale Aufgabe. Auf kommunaler Ebene möchte ich gezielt mit unserer Tochtergesellschaft der GWG und Bauträgern nach Möglichkeiten suchen, bezahlbares, seniorengerechtes Wohnen in den Stadtteilen zu ermöglichen. Darüber hinaus ist die bedarfsgerechte Stärkung der Infrastruktur in allen Stadtteilen etwas, das nur im Zusammenspiel mit allen Beteiligten wie Wirtschaft, Stadt, Kreis und anderen Partnerinnen und Partnern funktionieren kann.


Das Thema hängt stark mit dem Thema Wohnen und Bauen generell zusammen. Auch hier muss man einen Blick auf das große Ganze werfen und mit allen Beteiligten sprechen. Einzelne Maßnahmen können dann sein, kleineren und preisgünstigen Wohnraum in der Innenstadt anzubieten. Ich würde gerne eine Haus/Wohnung-Tauschbörse anbieten und Menschen dabei unterstützen, wenn sie ihr Haus gegen eine barrierefreie Wohnung eintauschen wollen. Das wiederum bringt Wohnraum für junge Familien, die auch eher die nötigen Investitionen tragen können. Man kann Mehrgenerationenwohnen anstoßen, es baulich berücksichtigen und Informationsveranstaltungen dazu anbieten

Gemeinsam feiern – besser verstehen. Integration als gesellschaftliche Notwendigkeit
Integration, Vielfalt und Migration
Wie wollen Sie die Integration von Geflüchteten und Zugewanderten lokal fördern
durch bessere Sprachförderung und Zugang zu Arbeit und Ausbildung?

Zuletzt hat der Rat eine Maßnahme zur Förderung von gemeinnütziger Arbeit beschlossen, die sich noch in der Umsetzung befindet. Diese Maßnahme verfolgt das Ziel der Integration und Sprachförderung. Auch der VHS – Zweckverband Mettmann- Wülfrath bietet entsprechende Sprachkurse an. Ich begrüße sehr, dass das Fachdezernat der Stadtverwaltung schon heute in diesem Bereich fachlich sehr gut aufgestellt ist und eine sehr gute Arbeit leistet. Dieses soll auch fortgeführt werden.


Der Standard von Wülfrath zur Unterbringung und zur Unterstützung mit quotierter Sozialarbeit sollte entsprechend umgesetzt werden. Und: vorrangig weiter dezentrale Unterbringung. Es wird Wohnraum benötigt für die Personen, die bereits „anerkannt“ sind. Dies sind derzeit ca. 150 Personen. Des Weiteren ist über die Einrichtung einer Stelle “Integrationsbeauftragung“ zu diskutieren.

Setzen Sie sich für eine bessere interkulturelle Öffnung kommunaler Dienste und
Verwaltungen ein? Falls ja, wie konkret?

In der Stadtverwaltung und allen ihren angeschlossenen Dienststellen sind bereits viele Mitarbeitende mit Migrationshintergrund tätig. Ausschlaggebend für die Einstellung ist die Qualifikation, nicht die Herkunft. Ich persönlich finde die interkulturelle Öffnung selbstverständlich und erlebe diese als sehr bereichernd.


Im Rahmen der normalen Einstellungsverfahren ist aus meiner Sicht alles bereits ausreichend geregelt, z.B. gesetzlich durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und auch eigene Regeln zur Antidiskriminierung. Alle guten Mitarbeitenden mit entsprechenden Sprachkenntnissen sind willkommen, so lebe ich das auch bereits heute in meiner Einstellungspolitik. Mehrsprachige Informationen sind inzwischen weitgehend überflüssig bzw. durch KI basierte Übersetzungsangebote sehr einfach umzusetzen. Dennoch vorhandene Hürden und Schwierigkeiten im Miteinander sind durch das Vorleben und das Einfordern von Werten nach und nach abzubauen. Das ist nicht zu verordnen oder zu erzwingen und braucht immer auch die Geduld und das Aufeinanderzugehen aller Beteiligten. Integration ist keine Einbahnstraße. Toleranz hat ihre Grenzen.

Was wollen Sie gegen rechtspopulistische und -radikale Aktivitäten unternehmen, die
die Würde und Sicherheit von Zugewanderten und Geflüchteten gefährden?

Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir auch nur gemeinsam begegnen können. Und es gilt, allen radikalen Strömungen entgegenzutreten, egal von welcher Seite und eine klare Haltung für Demokratie, Toleranz und Respekt einzunehmen. Dafür stehe ich! Das unter Federführung der Stadt Wülfrath – bereits vor über einem Jahrzehnt durch die damalige Bürgermeisterin Dr. Claudia Panke gegründete Netzwerk für Gewaltprävention, welches aus Verbänden, Religionsgemeinschaften, Polizei und mehreren städtischen Fachämtern besteht, hat im Laufe der Jahre viel bewegt und präventive Arbeit geleistet. Hier werde ich mich weiterhin positionieren und einbringen!


Entscheidend ist es, eine entsprechende Haltung zu zeigen, humanistische Werte zu leben und unerwünschtes Verhalten zu benennen und zu stellen. Als Bürgermeister, als Stadtverwaltung, in der Polizei und beim Ordnungsamt. Eine Stadt, die derart fest gemeinsam beisammen stehen, ist durch solche Strömungen nicht zu gefährden. “Wülfrath zeigt Haltung” war und ist dafür ein gutes Beispiel.

Ohne Ehrenamt kein gesellschaftliches Engagement. Stadt muss fördern
Ehrenamt und Engagement
Welche Initiativen wollen Sie ergreifen, um das Ehrenamt (besonders im sozialen
Bereich) strukturell zu fördern, z.B. durch Entbürokratisierung, Anerkennung und
finanzielle Förderung?

Das ehrenamtliche Engagement in allen gesellschaftlichen Bereichen hat in Wülfrath einen enorm hohen und bewundernswerten Stellenwert für die Stadtgesellschaft. Der Zusammenhalt wird hierdurch gestärkt, die Übernahme sozialer Verantwortung gefördert und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger verbessert. Er ermöglicht aktive Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung und übernimmt wichtige gesellschaftliche Aufgaben.

Zu Recht sind die ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen, sozialen Einrichtungen und Initiativen, Bildungseinrichtungen u.v.m. immer wieder zu ehren – beispielsweise über den Heimatpreis oder ab 2026 wieder eingeführten „Stadtempfang“. Die dieses Engagement tragende Struktur gilt es daher zu erhalten und fachlich wie finanziell weiterhin zu unterstützen. Ein Teil dieser Struktur ist das Freiwilligenforum, dass seit vielen Jahren eine vermittelnde Rolle zwischen den Menschen, die Zeit haben und den Menschen, die Zeit brauchen, übernimmt. Oder auch die Ehrenamtskarte, die Ermäßigungen NRW-weit ermöglicht und auch von Teilen der Wülfrather Wirtschaft mitgetragen wird. Dies gilt es zu erhalten und möglichst auszubauen.

Gerade in Zeiten knapper Kassen ist die Stadt auf das Ehrenamt und das Engagement der Menschen angewiesen. Ein Stadtleben wäre ohne diese Menschen nicht denkbar. Insbesondere durch die Schaffung von Begegnungsorten und die Organisation des Miteinanders tragen alle Vereine und Initiativen maßgeblich zu dem bei, was wir Gemeinschaft nennen. Sie sind für den Zusammenhalt der Gesellschaft unverzichtbar. Die ehrenamtlich tätigen Menschen in unserer Stadt sind daher hoch zu schätzen und mit aller Kraft zu unterstützen, denn Überlastung kann dazu führen, dass sie sich zurückziehen. Daher werde ich so viel es geht zur Unterstützung des Ehrenamtes tun. Kurzum: Alles was möglich ist, sollte für das Ehrenamt getan werden. Besonders, wenn es ohne Geld geht. Vor allem braucht das Thema entsprechende Priorität in der Stadtverwaltung. Freie Fahrt und volle Unterstützung für das Ehrenamt!

Ehrenamt braucht auch hauptamtliche Unterstützung. Der bereits angedachte Stadtempfang für die Ehrenamtlichen muss kommen und zudem auch ein Tag des Ehrenamtes, um die vielfältigen Aktivitäten noch sichtbarer zu machen. Ich möchte die Ehrenamtskarte NRW in Wülfrath stärker verbreiten und den Ehrenamtlichen noch mehr Zugang zu Vergünstigungen verschaffen, wie es bereits beim ermäßigten Eintritt in die Wasserwelt der Fall ist. Die Vereine und Initiativen müssen bei Bedarf mit Infrastruktur unterstützt werden. Mit Räumen, Material, aber auch digitaler Infrastruktur. Des Weiteren sehe ich ganz konkret Bedarf für eine gemeinsame digitale Plattform für das Ehrenamt und eine digitale Landing-Page für alle Termine. Bisher gibt es lediglich eine Whatsapp-Gruppe einiger Kulturschaffender. Wir benötigen eine echte digitale Community zur optimalen Vernetzung.

Wir müssen zwischen den Vereinen mehr Synergien schaffen, denn alle haben die gleichen Herausforderungen: Personal und Geld. Es braucht regelmäßigen Austausch und Vernetzung, mehr Einbindung und Abstimmung zwischen Stadt und Ehrenamt, um Synergien besser zu nutzen. Das Freiwilligenforum ist ein guter Ansatz. Es braucht aber auch einen hauptamtlichen Ehrenamtskoordinator bei der Stadt.

Werden Sie sich dafür einsetzen, dass freie Träger wie die AWO langfristige
Planungssicherheit für ihre sozialen Angebote erhalten?

Um bei dem Beispiel zu bleiben: Die AWO erhält neben der strukturellen Förderung des Kreises Mettmann als dem zuständigen Träger bereits heute Zuschüsse auf freiwilliger Basis durch die Stadt. Damit macht die Stadt schon heute deutlich, dass die Aufgabe auch und insbesondere für eine Stadt in der Haushaltssicherung, nicht wegfallen darf. Die Förderung erhält u.a. die AWO bereits seit Jahren, sodass man hier durchaus von einer Planungssicherheit sprechen kann, die ich als Bürgermeister auch weiterhin geben möchte.


Ja, denn ich bin generell ein Freund von langfristiger Planung und Sicherheit für alle. Um das Engagement zu fördern müssen die Träger wissen, wohin die Reise geht. Dann entfalten sie ihre Wirkung. Wenn sie nicht wissen, ob morgen noch Geld da ist, fahren sie auf Sicht. Das ist nicht mein Ziel. Denn alle sollen ihr Potential für unsere Stadt entfalten.

Wahlprüfsteine der AWO zur Kommunalwahl 2025
Markiert in: